Unterhaltungselektronik – Rückschau 2015 / Vorschau 2016

Wir möchten den letzten Artikel vor Weihnachten und dem Jahreswechsel für eine kleine Rückschau auf die technische Entwicklung im Jahr 2015 sowie einen Ausblick auf das Jahr 2016 nutzen. Viele Aspekte, die in den vergangenen zwölf Monaten viel Raum in der Berichterstattung und den Diskussionen eingenommen haben, werden uns wohl auch weiterhin beschäftigen und wir finden, dies ist ein guter Zeitpunkt einmal den aktuellen Stand der Dinge abzufragen.

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4K Blu-ray

Spätestens seit Beginn dieses Jahres wurde das Thema 4K bzw. UHD von den vier großen Namen auf dem TV-Markt – Samsung, Sony, Panasonic und LG – forciert und auch im Heimkino-Bereich spielte die Ultra HD Auflösung zunehmend eine Rolle. Zwar gab es auch schon vor 2015 TV-Modelle, die in der Lage waren 3840 x 2160 Pixel darzustellen, jedoch mangelte es bis dato massiv an entsprechend produzierten Inhalten. Erst im Laufe dieses Jahres verbesserte sich die Situation langsam aber sicher, nicht zuletzt weil die Streaming-Anbieter Netflix und Amazon Video kräftig um die Gunst der Kunden zu buhlen begannen. Schließlich kristallisierte sich im Frühjahr ein gemeinsamer Industriestandard für 4K-Inhalte heraus, der sich auch in der kommenden 4K Blu-ray manifestiert. Dadurch wird das Problem der fehlenden Inhalte wohl endgültig gelöst werden. In den USA haben Fox und Sony die ersten Ultra HD Blu-rays für Anfang 2016 angekündigt und es ist davon auszugehen, dass die Hersteller der Hardware dann ebenfalls in den Startlöchern stehen. Während in Japan mit dem Panasonic DMR-UBZ1 bereits der erste Ultra HD Blu-ray Player verfügbar ist, wird Europa sich voraussichtlich bis zum Frühjahr gedulden müssen. Die CES 2016 in Las Vegas dürfte hier aufschlussreiche Informationen liefern.

HDCP 2.2

Heiß diskutiert wurde im Zuge der schrittweise vollzogenen Einführung des Ultra HD Standards auch der Kopierschutz HDCP 2.2. Wir haben bereits früh auf die Komplikationen hingewiesen, die der hardwarebasierte Kopierschutz beim Abspielen von 4K-Inhalten verursachen kann, wenn Teile der Signalkette nicht mit der entsprechenden Technologie ausgestattet sind. Während die TV-Hersteller vergleichsweise früh mit der Implementierung begonnen hatten, kam es vor allem bei den AV-Receivern zu Verzögerungen, da die benötigten Chips schlicht nicht noch verfügbar waren. Auch hier hat sich die Situation im Laufe des Jahres jedoch verändert. Bei aktuellen Modellen ist die HDCP 2.2 Unterstützung in der Regel fester Bestandteil der Feature-Liste.

DVB-T2

Des Weiteren haben wir in diesem Jahr über die Zukunft des terrestrischen Fernsehens berichtet. Das bisherige System wird in den kommenden Jahren durch den DVB-T2 Standard ersetzt und auch wenn die endgültige Umstellung aller Voraussicht nach erst 2019 vollständig abgeschlossen sein wird, lohnt es sich bei langfristigen Neuanschaffungen gegebenenfalls schon jetzt auf Kompatibilität zu achten. Während andere Länder bei der DVB-T2 Ausstrahlung auf den älteren H.264 Codec setzen, wird in Deutschland das neue terrestrische Fernsehen via H.265/HEVC kodiert und die Empfangsgeräte (Fernseher, Set-Top-Box etc.) müssen dementsprechend ausgerüstet sein.

Ton

3D Sound – Dolby Atmos, Auro 3D und DTS:X

Wenden wir uns nun der auditiven Ebene zu, auf der es ebenfalls Fortschritte zu vermelden gibt. Die Zahl der Blu-rays mit 3D Sound Mischungen ist dieses Jahr erfreulicherweise deutlich gestiegen; wie zu erwarten war, überwiegt der Anteil an Dolby Atmos Veröffentlichungen aber gegenüber solchen mit Auro 3D Tonspur deutlich. Zudem muss man sich in der Regel mit der englischen Originalversion begnügen, möchte man in den Genuss des „immersive sound“ Erlebnisses kommen – die synchronisierte Fassung liegt meist nur als normaler Surround Mix vor. Der Nachzügler DTS:X hat nach der großen Ankündigung im Frühjahr zunächst einen sauberen Fehlstart hingelegt, inzwischen haben aber Denon und Marantz die ersten Software-Updates für ausgewählte AV-Receiver Modelle angekündigt und die ersten Blu-rays mit DTS:X Unterstützung sind zumindest in den USA bereits verfügbar.

High Resolution Streaming?

Schließen wollen wir mit einer interessanten Ankündigung des aufstrebenden Streaming-Dienstes Tidal für das Jahr 2016. Nachdem das Streaming in CD-Qualität dort bereits seit geraumer Zeit ein etabliertes Feature ist, planen die Entwickler in Zukunft auch High Resolution Inhalte zugänglich machen. Die bisherige Diskrepanz zwischen großen Datenmengen auf der einen Seite und begrenzten Übertragungskapazitäten auf der anderen will der Anbieter mithilfe eines neuen Formats namens Master Quality Authenticated (kurz MQA) überwinden, das zunächst von den Spezialisten von Meridian Audio entwickelt wurde, inzwischen aber von einem neu gegründeten Unternehmen vorangetrieben wird. Dabei werden die zusätzlichen Audio-Informationen der hoch aufgelösten Originale mit in die herkömmliche, verlustfreie Datei im ALAC-, FLAC- oder WAV-Format kodiert, sodass es letztlich weder zu einer signifikanten Steigerung der Datenmenge noch zu Kompatibilitätsproblemen kommen soll. Sind Endgeräte nicht in der Lage die ergänzenden MQA-Daten zu dekodieren, so hört der Nutzer die Aufnahme wie bisher in CD-Qualität.

Weiterhin interessant ist die Tatsache, dass Tidal offenbar beabsichtigt mit der Einführung des MQA-Streamings an dem HiFi-Tarif von aktuell 19,99 Euro festzuhalten. Ob dieser Plan die anstehenden Verhandlungen mit der Musikindustrie übersteht, MQA tatsächlich eine breite Unterstützung seitens der Hersteller beschieden sein wird und Tidal damit das Streaming hoch aufgelöster Musik in 2016 als erster Anbieter salonfähig macht, werden wir mit Spannung beobachten.



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