CanJam Europe – Interview mit Juliane Thümmel

Im Anschluss an die CanJam 2016 hatten wir die Gelegenheit ein Interview mit Juliane Thümmel zu führen, die Europas größte Kopfhörermesse ins Leben gerufen hat und nach wie vor maßgeblich für die Organisation verantwortlich ist. Diese Chance haben wir uns natürlich nicht entgehen lassen und gemeinsam mit Juliane einen Blick hinter die Kulissen geworfen.

HaF: Hallo Juliane. Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast! Die CanJam 2016 liegt jetzt etwas mehr als einen Monat zurück. Wie lautet dein Fazit? Bist du zufrieden?

JT: Ja, sehr. Die Nachbereitung der CanJam unsererseits ist inzwischen im Großen und Ganzen abgeschlossen. Bei einigen Printmagazinen stehen noch Berichte aus, die Online-Berichterstattung ist hier naturgemäß etwas schneller. Unter anderem hat Marco Dettweiler von der FAZ, der bereits über die allererste CanJam geschrieben hat, wieder einen Artikel veröffentlicht. Das hat mich damals wie heute sehr gefreut.

Insgesamt wir haben es geschafft unsere Position als zentrale Anlaufstelle rund um das Thema Kopfhörer zu konsolidieren. Über 1000 Besucher haben die CanJam in den zwei Tagen besucht und wir hatten insgesamt 112 Marken vor Ort – übrigens haargenau dieselbe Zahl wie im letzten Jahr. Dabei liegt die Beständigkeit bei ungefähr 90%. Hier drückt sich meiner Meinung nach der besondere Geist der CanJam aus, wir arbeiten mit allen Beteiligten sehr eng und partnerschaftlich zusammen.

HaF: Und ihr konntet tatsächlich auch ein internationales Publikum gewinnen, oder?

JT: Tatsächlich hatten wir in diesem Jahr sogar einen Besucher aus Hongkong zu Gast, der allerdings selbst wiederum auch Hersteller ist. Herr Wong war tatsächlich sehr beeindruckt, da er eine deutlich kleinere Veranstaltung erwartet hatte. Darüber hinaus hatten wir noch einige weitere Gäste aus dem asiatischen Raum, aber auch aus Großbritannien, Russland und natürlich aus vielen europäischen Nachbarländern.

HaF: Dem Namen „CanJam Europe“ werdet ihr also mehr als gerecht. Es gibt aber auch noch andere CanJam Shows, zum Beispiel in den USA, in London und dieses Jahr zum ersten Mal in Singapur. Inwiefern seid ihr mit diesen Shows assoziiert?

JT: Wir operieren grundsätzlich unabhängig von den anderen CanJam Shows, stehen allerdings in Kontakt und diskutieren aktuell mögliche Formen der Zusammenarbeit. Unsere Schwerpunkte sind allerdings auch etwas anders gelagert. Hinter den anderen Veranstaltungen steht das große internationale Forum head-fi.org und dementsprechend sind das Forum und seine Mitglieder der zentrale Dreh- und Angelpunkt für die Konzeption der Shows. Auch wir beziehen natürlich die aktuellen Interessen der Kopfhörer Community mit in unsere Planung ein und hören hier sehr genau hin, sind allerdings nicht an eine bestimmte Plattform gebunden und nehmen insofern vom Grunde her einen breiteres Publikum in den Blick. Ich glaube auch, dass wir im Vergleich zu London den besseren Standort haben, da wir einfach sehr zentral auf dem Kontinent gelegen sind.

HaF: Es schließt sich natürlich unweigerlich die Frage an, inwiefern die Entscheidung für Essen in diesem Zusammenhang eine Rolle spielt. Gerade wenn es um Musik geht, würde man vielleicht eher an Berlin oder Hamburg denken und du lebst ja schließlich auch hier in der Hauptstadt.

JT: Eine gute Frage – zunächst passiert tatsächlich, was den HiFi-Bereich angeht, in Westdeutschland einfach mehr. Speziell die Metropolenregion Rhein-Ruhr ist dann wiederum natürlich wegen des großen Einzugsgebietes, der guten Infrastruktur und der zentralen Lage besonders interessant. Auch aus den angrenzenden Ländern ist man vergleichsweise schnell vor Ort. Obwohl also mein Herz an Berlin hängt, haben wir mit Essen damals den richtigen Standort für die CanJam gefunden.

HaF: „Damals“ ist ein gutes Stichwort. Die CanJam fand dieses Jahr zum vierten Mal statt. Kannst du uns ein paar Einblicke in die Entwicklungsgeschichte geben?

JT: Gerne. Wir hatten ja eben bereits das Thema Community und in der Tat ist die Idee im Rahmen kleiner Community-Treffen, unter anderem auch bei euch entstanden – das muss 2008 oder 2009 gewesen sein. Bei Gesprächen zu dieser Zeit kam immer wieder der Gedanke auf, diese informellen und sehr kleinen Treffen auf eine etwas größere Stufe zu heben. Da ich bereits in anderen Branchen Erfahrung mit der Organisation von Messen und Events gesammelt hatte, habe ich dann beschlossen ein Messe-Konzept zu entwickeln. Die Idee war einerseits den Gedanken des Community-Treffens zu bewahren, andererseits aber auch die Hersteller ins Boot zu holen und ein breiteres Publikum zu adressieren. So ist es zum Beispiel immer noch möglich sein eigenes Equipment zur CanJam mitzubringen und mit Gleichgesinnten zu fachsimpeln und auch die Stände sind bewusst so organisiert, dass man hier in Ruhe testen und mit den Herstellern und Vertrieben ins Gespräch kommen kann.

Glücklicherweise konnte ich einige starke Medienpartner sowie einige große Hersteller für das Konzept gewinnen. Mit diesem Vertrauensvorschuss im Rücken und tatkräftiger Unterstützung einiger Freunde und Helfer konnte dann die erste CanJam stattfinden. Inzwischen sind die Messe und damit natürlich auch das Team gewachsen, anders wäre das gesamte Arbeitsaufkommen gar nicht mehr zu bewältigen. Genau genommen beginnen wir jetzt schon mit der Planung für das kommende Jahr.

HaF: Habt ihr diesbezüglich schon konkrete Vorstellungen? Wollt ihr euch vergrößern und das Spektrum gezeigter Produkte erweitern?

JT: Ein klares „Jein“. Wir definieren unseren Schwerpunkt mit dem Begriff „Personal Audio“ und das wird auch in Zukunft so bleiben, wir haben also nicht vor im großen Stil weitere Themengebiete aus dem HiFi-Bereich in das CanJam Format zu integrieren. Auf der anderen Seite gab es im letzten Jahr schon vereinzelt Bluetooth-Speaker zu sehen und dieses Jahr durften diese sogar getestet werden – immer unter der Voraussetzung gegenseitiger Rücksichtnahme. Das hat sehr gut funktioniert, sodass wir diesen Bereich in Zukunft beibehalten werden. Außerdem würden wir gerne dem qualitativ hochwertigen Einsteigerbereich noch etwas mehr Raum geben, um gegebenenfalls vorhandenen Berührungsängsten bei Neueinsteigern zuvorzukommen. Wir sind aus der Community entstanden und verstehen uns deshalb in erster Line als Publikumsmesse. Bei uns ist jeder Interessierte herzlich willkommen und es ist uns wichtig diese Philosophie auch in die Praxis zu transportieren.

HaF: Das ist ein schönes Schlusswort. Vielen Dank für das Interview und alles Gute für das kommende Jahr!



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