HDCP 2.2 – Was Sie über den kommenden 4K-Kopierschutz wissen müssen

Über den Sinn und Unsinn von Kopierschutzmechanismen lässt sich ganz vortrefflich streiten. Während die Industrie über Jahrzehnte nicht müde geworden ist, gebetsmühlenartig den vermeintlichen Diebstahl geistigen Eigentums anzuprangern und den unmittelbar bevorstehenden Niedergang einer ganzen Branche zu beklagen, fühlen sich Nutzer und nicht zuletzt auch viele Kreativschaffende durch solche Maßnahmen eingeschränkt, gegängelt und unter Generalverdacht gestellt. Dass sich daran in Zukunft wohl kaum etwas ändern wird, zeigt auch der neuste Streich des aus 100 Industriepartnern bestehenden Digital Content Protection Konsortiums. Der Kopierschutz HDCP 2.2 soll in Zukunft insbesondere 4K-Material vor der illegalen Vervielfältigung schützen und birgt für arglose Umsteiger einige potenzielle Fallstricke. Wir haben alle wichtigen Fakten für Sie zusammengetragen.

Inhalte und Schnittstellen

Nachdem lange Unklarheit darüber herrschte, ob HDCP 2.2 überhaupt als neuer Kopierschutz-Standard für Ultra HD Inhalte etabliert würde, kann diese Frage inzwischen wohl fast zweifelsfrei bejaht werden. Ebenfalls sicher ist, dass der Mechanismus ausschließlich zum Schutz von ultra hochauflösendem Material (4K-Blu-rays, 4K-Streams, …) eingesetzt wird. Herkömmliche Full HD Inhalte sind also nicht von den Beschränkungen betroffen und sofern Sie aktuell noch kein 4K-Upgrade in Betracht ziehen, können Sie der Einführung von HDCP 2.2 relativ gelassen entgegensehen.

Anderenfalls ist es zunächst wichtig zu wissen, dass HDCP 2.2 und HDMI 2.0 zwar häufig in einem Atemzug genannt werden, sich aber gegenseitig nicht bedingen. So impliziert eine vorhandene HDMI 2.0 Schnittstelle nicht zwangsläufig die HDCP 2.2 Unterstützung und umgekehrt ist der Kopierschutz nicht an die Schnittstelle gebunden. Erst durch einen speziellen Hardware-Chip werden Geräte HDCP 2.2 kompatibel und sind dann in der Lage die entsprechend verschlüsselten Signale zu senden und zu empfangen. Neben der HDMI 2.0 Schnittstelle kann das eine ganze Reihe weiterer Schnittstellen (Display Port, DVI, USB, WirelessHD, Miracast, …) betreffen. Da HDMI 2.0 allerdings momentan die relevante Schnittstelle bei der Übertragung von 4K-Videodaten ist, steht diese natürlich besonders im Fokus der Diskussion.

Wie funktioniert HDCP 2.2 genau?

Um den unberechtigten Zugriff auf 4K-Inhalte zu verhindern, arbeitet HDCP 2.2 einerseits mit herkömmlicher Datenverschlüsselung, andererseits wird aber auch die Übertragung selbst reguliert und nur unter bestimmten Umständen zugelassen. Angenommen Sie haben Ihren Blu-ray Player via HDMI 2.0 direkt mit Ihrem 4K-Fernseher verbunden und spielen zukünftig eine 4K Blu-ray ab, so werden die Daten nur dann übertragen, wenn sowohl Player als auch Fernseher mit den entsprechenden HDCP 2.2 Chips ausgestattet sind und die gegenseitige Authentifizierung der Schlüssel erfolgreich war. Darüber hinaus darf die Übertragung der Datenpakete einen bestimmten Zeitraum (20 ms) nicht überschreiten, sonst wird die Verbindung ebenfalls nicht zugelassen beziehungsweise unterbrochen. Befinden sich weitere Geräte in der Signalkette, müssen auch diese die HDCP 2.2 Spezifikationen erfüllen. Sollen also die Video- und Audiodaten auf dem Weg zum Display oder Projektor beispielsweise durch einen AV-Receiver oder eine Soundbar geschleift werden, so müssen auch sie unbedingt HDCP 2.2 kompatibel sein.

Welche Probleme bringt HDCP 2.2 mit sich?

Aktuell sind keinesfalls alle für die Wiedergabe von audiovisuellen Inhalten relevanten Komponenten (Fernseher, Media-Player, AV-Receiver, Soundbars, Grafikkarten, …) mit den HDCP 2.2 Chips ausgestattet, sodass es mit aktueller Technik zukünftig zu Problemen bei der Wiedergabe von 4K-Inhalten kommen kann. Nehmen wir einmal an, dass unser oben dargestelltes Setup aus Blu-ray Player und 4K-Fernseher bereits HDCP 2.2 fähig ist. Fügen wir nun einen aktuellen AV-Receiver hinzu, ist es in Anbetracht der Marktlage sehr wahrscheinlich, dass dieser keinen HDCP 2.2 Chip integriert hat und somit die Übertragung von 4K-Inhalten blockieren würde. Sofern unser Abspielgerät zwei HDMI 2.0-Ausgänge besitzt, besteht noch die Möglichkeit eines Workaround: Während das Bild an dem Receiver vorbei direkt an das Display übertragen wird, versorgt der zweite Ausgang den AV-Receiver mit den Toninformationen. Wirklich komfortabel ist diese Lösung allerdings nicht und widerspricht außerdem der eigentlichen Idee, dass alle Bild- und Toninformationen gebündelt über einen Kanal zur Verfügung gestellt werden.

Schlussgedanken

Sollten Sie schon jetzt ihr Setup für die kommende Generation ultra hochauflösender Inhalte aufrüsten, lohnt es sich die Produktspezifikationen genau zu studieren und auf die HDCP 2.2 Unterstützung zu achten. Inzwischen ist es gang und gäbe, dass noch nicht verfügbare Technologien per Software-Update nachgereicht werden. Das ist bei HDCP 2.2 nicht möglich, da der Kopierschutz abhängig von dem bereits erwähnten Hardware-Chip ist. Während einige aktuelle Ultra HD Fernseher und Blu-ray Player bereits HDCP 2.2 implementiert haben, gibt es in anderen Gerätekategorien derzeit kaum Auswahl. Das betrifft zum Beispiel die AV-Receiver. Ein Silberstreif am Horizont ist da der dieser Tage neu verfügbare Denon AVR-X7200W, für den es voraussichtlich noch in diesem Frühjahr ein nachträglich installierbares HDCP 2.2 Hardware-Upgrade geben wird.

Update 22.05.15:

Inzwischen wurden der neue Ultra HD Blu-ray Standard inklusive HDCP 2.2 offiziell verabschiedet. Weitere Informationen finden Sie in in unserer Zusammenfassung aus der letzten Woche.

Update 23.04.15:

Die HDMI-Schnittstellen der beiden neuen Cambridge Audio AV-Receiver CX-R120 und CX-R200 werden ebenfalls vollständig HDCP 2.2 kompatibel sein.

Update 10.04.15:

Das HDCP 2.2 Upgrade für den Denon AVR-X7200W wird ab Mai 2015 für 199 Euro erhältlich sein. Einen Monat später stellt auch Marantz für seinen AV8802 ein entsprechendes Upgrade zur Verfügung.



17 Antworten auf „HDCP 2.2 – Was Sie über den kommenden 4K-Kopierschutz wissen müssen“

  1. Informant am

    HDCP 2.2 auch beim preiswerten Onkyo TX-636

    Antworten
    • Frank Wollsiefen am

      1 Eingang und ein Ausgang mit HDCP 2.2, also keine Umschaltmöglichkeit etc., dann kann man in den meisten Fällen auch direkt einen Bluray-Player mit 2 HDMI-Ausgängen kaufen (mit HDCP 2.2) und den direkt anschließen. Zudem sehe ich bei Onkyo im Moment den Engpass eines gescheiten Einmess-Systems. Audyssey Adé, Pioneer übernommen aber in den eigenen Geräten ist derzeit nichts konkurrenzfähiges, denke da sehen wir in 1-2 Jahren MCACC in Onkyo-Geräten ;).

      Antworten
  2. Andreas Wittmann am

    Es ist nicht zu fassen da werden sündhaft teure 4K TV verkauft und die meisten
    Können nicht mal echtes 4K wieder geben wegen Hvec Codec und HDMI 2.2
    Und Kopierschutz HDCP 2.2 da hat man den Kunden ganz schön auf gut
    Deutsch verarscht.

    Antworten
    • Florian am

      Hallo, vielen Dank für den Kommentar! Ein Problem, das bei größeren technologischen Neuerungen immer wieder aufkommt. Bei den aktuellen Gerätegenerationen (auch über den Fernsehbereich hinaus) sieht die Situation ja Gott sei Dank deutlich besser aus.

      Antworten
  3. prof am

    Hallo
    Ich hätte mal eine frage,habe mir denn Lg 55uf 8519 bestellt und sollte morgen kommen. Ich habe überall geschaut und auch LG angeschrieben aber nichts gefunden und auch noch keine Nachricht bekommen. Hat dieser TV HDCP 2.2?
    Vielleicht weiß ja jemand was darüber.
    Ansonsten brauche ich ihm morgen garnicht auspacken.
    So ein scheiß ist das alles.
    Danke im voraus.
    Lg

    Antworten
    • Florian am

      Hallo prof,

      vielen Dank für den Kommentar und entschuldige die verzögerte Antwort. Es sollte keine Probleme hinsichtlich HDCP 2.2 geben.

      Viele Grüße
      Florian

      Antworten
  4. Mathias am

    Hallo Zusammen,

    Ja da fühlt man sich schon ein wenig veräppelt von dieser ganzen Politik. Eine Verknüpfung dieser Technik mit Raupkopierung ist für mich dann doch etwas befremdlich. Vor allem wenn es nachher die trifft die gewillt sind UHD Blue Rays zu kaufen oder per Streaming dafür zu bezahlen. Sie werden am Schluss das zunächst erstmal gar nicht kaufen da es nicht funktioniert – sehr kluge Verkaufspolitik.
    Rechtlich hat man wahrscheinlich keine Chance seinen Hersteller von AV-Receivern zu verklagen bzw. ein Update zu verlangen, oder ? Da nach diesem Entscheid Systeme welche gem. Produktangaben über 4K- Ein- und Ausgänge verfügen aber kein HDCP 2.2 unterstützen gar nicht funktionieren und somit irreführende falschangaben ausgeben.

    Grüsse
    Mathias

    Antworten
    • Florian am

      Hallo Mathias,

      dein Unmut ist absolut nachvollziehbar. Wie schon einmal weiter unten geschrieben, handelt es sich dabei ja um ein wiederkehrendes Phänomen. HDCP 2.2 ist ja nur das aktuellste Beispiel – man erinnere sich zum Beispiel an die Versuche der Musikindustrie Kopierschutzmechanismen auf CD bzw. in der digitalen Welt zu etablieren. Da es sich um ein systemimmanentes Problem handelt, wird man sich auch in Zukunft mit solchen Unannehmlichkeiten arrangieren müssen. Ich bin kein Anwalt, schätze aber die rechtlichen Optionen als gering ein. Sich selbst vor dem Kauf ausgiebig zu informieren und/oder den Fachmann seines Vertrauens zurate zu ziehen, ist wohl der wirksamste Schutz vor bösen Überraschungen.

      Viele Grüße aus Berlin
      Florian

      Antworten
  5. Frank Wollsiefen am

    “Rechtlich hat man wahrscheinlich keine Chance seinen Hersteller von AV-Receivern zu verklagen bzw. ein Update zu verlangen, oder ? Da nach diesem Entscheid Systeme welche gem. Produktangaben über 4K- Ein- und Ausgänge verfügen aber kein HDCP 2.2 unterstützen gar nicht funktionieren und somit irreführende falschangaben ausgeben.”

    Doch. Die Geräte unterstützen 4k. Und zwar:
    Selbst gedrehte Videos, PC Desktop-Anwendungen usw…
    Eine Garantie dass ein in Zukunft kommender Bluray-Standard übertragen werden wird hat es nie gegeben -> nur die Garantie, dass die Auflösung 4K übertragen werden kann (was ja unter den genannten Umständen auch funktioniert…)

    Noch schlimmer finde ich es wenn auf vielen aktuellen Bluray-Spielern “4K” aufgedruckt ist, wobei einfach nur eine Skalierung von Full HD auf 4K gemeint ist…

    Antworten
  6. helmholz am

    Ich habe noch bis August 2016 sky abo und seit heute kein Bild mehr Schuld ist laut sky mein 2 Jahre alter Samsung TV der kann mit dem neuen HDCP 2.2 nix anfangen mus ich den wegschmeißen son Mist !!!!!

    Antworten
  7. xray am

    @Florian
    Die Aussage an “prof”: “Es sollte keine Probleme hinsichtlich HDCP 2.2 geben.” ist doch in keinster Weise zielführend. Der Terminus “es sollte” impliziert doch bereits die Tatsache, dass Ihre Informationsquelle Hörensagen ist. Entweder es gibt Probleme, oder es gibt keine! Es sollte auch keine Industriezweige geben, die nurmehr darauf aus sind, ihre Kunden zwecks Profitoptimierung kühl lächelnd über den berühmten Tisch zu ziehen…aber es gibt sie doch.

    Antworten
    • Florian am

      Hallo xray, vielen Dank für deinen Kommentar. Die Aussage ist folgendermaßen zu lesen: “Laut Herstellerangabe unterstützt das Modell HDCP 2.2, es macht also durchaus Sinn das Gerät auszupacken.” Bitte entschuldige die schwammige Formulierung. Viele Grüße!

      Antworten
  8. Fabian am

    Hallo

    Toller Artikel. Danke für die Infos.
    LG

    Antworten
    • Florian am

      Hallo Fabian,

      vielen Dank für deinen Kommentar.

      Viele Grüße
      Florian

      Antworten
  9. Zoppo am

    Hallo liebe Gemeinde,

    Die Industrie verarscht uns schon seit Ewigkeiten und wir sind alle doof genug da mitzuspielen (ich nehme mich da nicht aus!)
    Ich gehöre zu den “mittlerweile” wenigen die für alles mögliche bezahlen (Amazon Prime / Kabel TV / Blu-Ray Original Filme usw.)
    Das schlimme an der Sache ist, dass mein Equipment andauernd meint “das spiele ich nicht ab” – Aktuell ist es das HDCP 2.2 Copy-Problemchen. Ich habe “sagen und schreibe” 3 Pioneer Apms. [SC2023/VSX-942] im Haus – Nebenbei noch einen JVC Beamer für 4500€. Ratet mal was die nicht können …. Ja richtig – keine Kiste kennt HDCP 2.2 – Meine “eben” herausgekommene Grafikkarte kann natürlich 4K nur leider mag die auch kein HDCP 2.2 – Ich könnte zwar 7000€ investieren aber “Morgen” gibt es dann HDCP “whatever 123”. Wie man der Sache Herr werden könnte weiß ich zwar aber das ist ja verboten :-(

    Antworten
  10. Rudolf am

    Hallo zusammen,

    ich habe einen neuen Panasonic Ultra HD-TV gekauft und habe mich tierisch über die 4K Einführung von Sky gefreut. Nur, der neue Sky Receiver und mein Panasonic verstehen sich nicht. Kein Mensch, keine Hot- Line und auch der vor Ort Service von Sky könnte mir sagen weshalb. Aber nach der Lektüre hier ist jetzt alles klar.

    Großer Frust, Rudolf

    Antworten
  11. Hoirbey am

    Hallo Zusammen,

    ich habe mir vor ein paar Tagen den neuen Sky+ Pro Receiver zugelegt, um UHD TV empfangen zu können (mein Samsung ist HDCP 2.2 tauglich). Leider funktioniert das nicht so ohne Weiteres! Grund ist die oben beschriebene HDCP 2.2 Problematik. Nach eingehendem Studium habe ich herausgefunden, dass man die speziellen HDMI Eingänge am TV beachten muß. Nur wenn der Sky-Receiver am HDMI (MHL) Eingang angeschlossen ist funktioniert das Ganze einwandfrei.

    Große Freude, Hoirbey

    Antworten

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