Dolby Atmos: Der neue Surround-Standard im Überblick

Gute zwei Jahre sind inzwischen vergangen seit Dolby seine neue Mehrkanal-Technologie „Atmos“ ankündigte und die ersten Kinobetreiber begannen ihre Säle entsprechend aufzurüsten. Inzwischen ist die Zahl der Kinos mit Dolby Atmos Systemen auf über 300 angestiegen und der weltweite Marktführer in Sachen Surround-Sound schickt sich an, nun auch die Wohnzimmer und Heimkinos zu erobern. Passend zum Marktstart von Dolby Atmos für Endverbraucher haben wir alle relevanten Fakten für Sie zusammengetragen.

Überblick

Die Idee hinter Dolby Atmos ist im Grunde denkbar einfach: Durch eine präzisere Lokalisation auftretender Schallereignisse bei gleichzeitig größerer Flexibilität hinsichtlich der Positionierung und Bewegung dieser innerhalb der gesamten Soundkulisse, soll der seit Jahren bekannte und etablierte Mehrkanal-Raumklang auf ein neues Level gehoben werden. Das ausgeklügelte Zusammenspiel aller relevanter Komponenten vom Quellmaterial, über den AV-Receiver, bis hin zum Lautsprecher-Setup sorgt für einen Zugewinn an Realitätsnähe, ohne – und dieser Aspekt kann gar nicht hoch genug bewertet werden – den Nutzer vor unlösbare Konfigurationsaufgaben zu stellen. Viel mehr erübrigt sich sogar das Problem, dass bisherige Surround-Mischungen jeweils nur eine „richtige“ Lautsprecheraufstellung kannten, die penibel eingehalten werden musste. Dazu später mehr, zunächst wollen wir die Funktionsweise von Dolby Atmos genauer unter die Lupe nehmen.

Deckenlautsprecher und Audioobjekte

Ein wesentlicher Bestandteil des neuen Systems ist die Integration einer weiteren Raumdimension. Während der Sound bisher lediglich um den Zuschauer herum platziert werden konnte, besteht bei Dolby Atmos Abmischungen die Möglichkeit Deckenlautsprecher in die Gestaltung der Soundkulisse mit einzubeziehen. Damit einher geht auch eine veränderte Handhabung der einzelnen Tonspuren, die Dolby aus diesem Grund nun als Audioobjekte bezeichnet. Sie beinhalten neben den jeweiligen Klanginformationen, also Sprachaufnahmen, Musik und Soundeffekten, zusätzlich Metadaten zu ihrer exakten Positionierung im Raum und bei Bedarf sogar über Bewegungsverläufe. Auf diese Weise wird ein dreidimensionaler Klangraum aufgespannt, in dem Schallereignisse sehr viel realistischer und dynamischer dargestellt werden können. Ein naheliegendes Beispiel wäre etwa ein abhebendes Flugzeug, das frontal gefilmt über die Köpfe des Publikums hinweg startet. Die Geräusche der Turbinen wären analog dazu erst aus frontaler Position, während des Abhebens über dem Zuschauer und schließlich im Rückraum hörbar.

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Grundsätzlich lassen sich mit Dolby Atmos beliebig viele Lautsprecher ansteuern, wobei die Beschränkung derzeit bei 64 Kanälen liegt. Hier wird deutlich, dass die Technologie ursprünglich für Filmtheater konzipiert wurde, denn für den Heimkino-Markt dürfte selbst diese beschränkte Menge an Lautsprechern in den seltensten Fällen relevant sein. Erklärtes Ziel ist es viel mehr, bereits bestehende Surround-Installationen aufzuwerten und natürlich zukünftig Heimkino-Systeme zu etablieren, die die zusätzliche Dimension berücksichtigen. Dolby selbst empfiehlt auf seiner Website beispielsweise folgende Szenarien:

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Konsequenterweise wird die Anzahl der Deckenlautsprecher einfach an die bisherige Beschreibung des Surround-Systems angehängt, es wird also standardmäßig von zwei beziehungsweise vier Überkopf-Lautsprechern ausgegangen. Berechtigte Einwände sind sicherlich, dass eine Deckeninstallation möglicherweise unerwünscht, zu aufwändig oder schlicht nicht realisierbar ist. Für dieses Problem gibt es allerdings gleich zwei mögliche Lösungsansätze. Zum einen wird es spezielle Lautsprecherfabrikate geben, die mit zusätzlichen, gerichteten Lautsprechern ausgestattet sind und den Schall von oben über Deckenreflexionen erzeugen. Zum anderen sollen sich aber auch vorhandene Lautsprecher mit entsprechenden Zusatzmodulen ausrüsten lassen. So ist es auch ohne Baumaßnahmen möglich, ein Dolby Atmos fähiges System in den eigenen vier Wänden aufzubauen.

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Der AV-Receiver

Als technologische Schaltzentrale, die das optimale Zusammenwirken von Soundmischung und Lautsprecher-Arrangement gewährleistet, dient schließlich der AV-Receiver. Hier werden die Metainformationen der Audioobjekte interpretiert und die Signale dann angepasst an das zur Verfügung stehende Surround-Setup ausgegeben. Was zunächst unscheinbar klingt, ist eine der entscheidenden Neuerungen von Dolby Atmos und löst das eingangs angesprochene Problem der „richtigen“ Lautsprecheraufstellung: Während bisherige 5.1 oder 7.1 Mischungen fix auf die jeweils passende Lautsprecheranzahl und -aufstellung zugeschnitten waren und nur dort entsprechend klangen, sorgt nun die Software des AV-Receivers dafür, dass die Vorgaben aus den Metadaten auf der jeweils individuell vorhandenen Lautsprecherkombination bestmöglich umgesetzt werden. Auf diese Weise wird die Flexibilität bezüglich Ausstattung und Aufstellung des eigenen Surround-Systems deutlich erhöht.

Einziger Wehrmutstropfen ist die Tatsache, dass bis auf wenige Ausnahmefälle, bei denen nachträgliche Updates möglich sein werden, nur die neuste Generation der AV-Receiver Dolby Atmos fähig ist. So hat zum Beispiel Denon derzeit mit dem AVR-X4100 sowie dem AVR-X5200 zwei Geräte im Programm, bei denen der neue Surround-Standard bereits implementiert ist. Yamaha hingegen ist eine dieser erwähnten Ausnahmen und veröffentlicht dieser Tage ein entsprechendes Firmware-Update für die kürzlich erschienenen Modelle Yamaha RX-A2040 und RX-A3040. Sofern Sie aktuell über einen Neukauf nachdenken, handelt es sich aus unserer Sicht um einen günstigen Zeitpunkt zukunftssicher zu investieren, da nach vielen kleineren Verbesserungen nun ein echter Generationswechsel vollzogen ist und die neuen AV-Receiver alle wichtigen Standards von 4K, über HDMI 2.0, bis hin zu umfangreichen Einbindungsmöglichkeiten über WiFi und eben Dolby Atmos unterstützen. Übrigens bleibt die Abwärtskompatibilität selbstverständlich jederzeit erhalten, sodass Blu-ray Discs mit herkömmlicher Surround-Mischung ebenfalls problemlos wiedergegeben werden können. Auch im Hinblick auf die Zuspielgeräte besteht kein Grund zur Sorge. Quellseitig reicht bereits eine HDMI 1.4 Schnittstelle für die Übertragung der Audiodaten. So kommen Sie auch mit betagten Blu-ray-Playern in den Genuss von Dolby Atmos.

Abschließend noch ein Hinweis aus aktuellem Anlass: Bei der Langen Nacht der Ohren am Samstag, den 1. November 2014, haben Sie Möglichkeit in unserer Heimkino-Vorführung einer Dolby Atmos Demonstration beizuwohnen. Weitere Informationen finden Sie hier.



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