Denon AVR-1912 im Test

Denon AVR-1912
Denon ist unserer Erfahrung nach mit den Surround-Receivern seit vielen Jahren der beste Hersteller, wenn es um sehr gute Stereo UND Surround-Wiedergabe geht. Grund genug, sich mit dem neuen "Kleinen" AVR-1912 etwas länger zu befassen.

Beim Vorgänger AVR-1911 hat Denon erstmals die Anschlusssektion aufgeräumt und ausgemistet. Zurecht – kenne ich doch kaum jemanden, der bei Seinem AV-Boliden auch nur annähernd die Hälfte aller Anschlüsse nutzt, ist die gigantische Kontaktfreudigkeit bei einem kleineren Modell noch viel weniger relevant. Statt dessen haben bei dem AVR-1912 wesentlich relevantere Features Einzug erhalten. In Kurzform: Audyssey MultiEQ XT, ein deutschsprachiges On-Sreen-Menü mit tollen features (z.B. FB-Codes für Fremdgeräte!) und die Möglichkeit, in die Audyssey-Einstellungen zu schauen.

Doch nun zu unserem Praxistest:
Nach Öffnen und Auspacken des Gerätes erstmal etwas negatives: Auch Denon legt inzwischen kein gedrucktes Handbuch mehr bei, diesen Trend gab es schon vor über einem Jahr bei Yamaha zu beobachten. Für interessierte liegt das Handbuch auf CD bei. Nach dem verbinden der gut beschrifteten Anschlüsse taucht per Knopfdruck das Menü auf. Sehr schön, gut lesbar und informativ – auf Wunsch auch deutschsprachig. Sämtliche Menüpunkte werden auch auf dem Gerätedisplay angezeigt – so dass sich zur Not auch alles ganz ohne TV oder Beamer einschalten lässt. Ein klarer Pluspunkt, z.B. gegenüber der aktuellen Yamaha-Geräte, welche dann lediglich “on Screen” am Gerätedisplay anzeigt.

Nach dem Einstecken des Mikrofons in die dafür ausgewiesene Buchse in der Gerätefront meldet sich das Einmessprogramm automatisch und klärt zumindest rudimentär auf. Das Mikrofon sollte auf Höhe des Hauptsitzplatzes aufgestellt werden, am besten auf einem Kamerastativ. Anschließend erfolgt, nach dem Druck auf “Enter” die Einmessung des ersten Hörplatzes. Dabei wird in einem überprüft, welche Boxen angeschlossen sind und ob es eine Verpolung der Lautsprecherkabel gibt. Diese Diagnose funktioniert inzwischen sehr gut, in Einzelfällen kann es dennoch zu einer Fehlermeldung kommen, obwohl alles richtig anschlossen ist. Überprüfen Sie in diesem Fall die Verkabelung nochmals und winkeln Sie die Boxen, je nach Möglichkeit, stärker auf den Hörplatz ein.

Nachdem der erste Hörplatz eingemessen ist, können Sie bis zu sieben weitere Positionen einmessen. Wichtig: Der Denon errechnet für alle 8 Positionen einen Mittelwert, sie Sollten die Positionen also möglichst innerhalb einer Sitzgruppe einmessen. Wenn Sie einen Hörplatz haben, der einige Meter weit weg ist von Ihren sonstigen Hörplätzen, berücksichtigen Sie diesen besser nicht bei der Einmessung.

AVR 1912

AVR 1912 Anschlüsse

Hier haben Yamaha und Pioneer leicht die Nase vorn: Mit YPAO (Yamaha) und MCACC (Pioneer) kann man zwischen verschiedenen Einmesspunkten wählen. Audyssey, wie es bei Denon zum Einsatz kommt, kann zwar auf einen größeren Bereich optimieren, aber bietet nicht die Möglichkeit, verschiedene Hörbereiche abzuspeichern und einzeln abzurufen.

Wir haben nach dem Einmess-Vorgang an unserem KEF-Set getestet: 2x iQ7, 1x iQ60c, 2x iQ10, 1x PSW2500. Das Einmessen brachte in unserem recht guten Hörraum nochmals einen klaren Klangzugewinn. Die Stimmen kamen kräftiger, ebenso wirkten die Boxen klanglich wesentlich größer mit aktiviertem Dynamic-Equalizing, wie es in den Standard-Einstellungen vorgesehen ist. Nur wer sehr große Boxen oder einen sehr potenten Woofer einsetzt, kann mit deaktiviertem Dynamic-Equalizing noch etwas präzisere Ergebnisse erziehlen, ohne Einbußen in der Dynamic und im Tiefgang zu erleiden.

Auch im Stereobetrieb überzeugte der AVR-1912: Alan Taylor spielte kraftvoll, mit tief gehendem Timbre und ohne jedwede Anstrengung. Das Streaming über die Netzwerkschnittstelle funktionierte Einwandfrei, sowohl von FLAC, als auch MP3-Materiel. Auch Internetradio sollte kaum einen Nutzer vor Probleme stellen. Auch Firmware-Updates sind direkt über das Menü möglich.

Besonders spannend wurde es dann nochmals, als ich die Fernbedienung des Denons auf den Yamaha-Bluray-Spieler umprogrammieren wollte. Im Onscreen-Menü sind sämtliche Codes hinterlegt, so dass nichtmal hierfür ein Handbuch nötig gewesen ist.

Fazit: Der Denon AVR-1912 dürfte für die meisten Kunden der spannendste AV-Receiver im Preisbereich um 500€ sein. Preisklassenbezogen überragende, weil absolut unspektakuläre und natürliche Stereowiedergabe kombiniert mit einem hervorragenden Surround-Klang, einem tollen Einmess-System und hervorragender Bedienbarkeit und Menüführung.



2 Antworten auf „Denon AVR-1912 im Test“

  1. Andreas am

    Kann so ein AVR Receiver einen vollwertigen Ersatz für eine Stereoanlage bieten?
    für “nur” Stereo- Musikhören (hauptsächlich Klassik) werden reine Verstärker angeboten, die aber keine NAS server Funktionalität haben – meist muss man dann ein Zusatzgerät dazu kaufen, um die mp3 Bibliothek spielen zu können – und diese sind unverhältnismässig teuer.
    da scheint mir so ein aVR Receiver doch die besser Lösung? oder wie vergleicht sich der sound an, e.g. B&W cm8 boxen von diesem AVR Receiver zu einer klassischen Verstärkerlösung?

    Antworten
    • Frank Wollsiefen am

      Hallo,

      insgesamt ist es eine Frage welchen Klang man erreichen möchte. An hochwertigen Lautsprechern ist ein guter 500€-600€ Stereoverstärker rein klanglich selbst einem 1000€ AV-Receiver überlegen – mehr Details, schneller und trockenerer Bass. Ein AV-Receiver kontert mit umfassenden Möglichkeiten.

      Für den optimalen Klang ist die Kombination eines Streaming-Clients (z.B. dem Sonos Connect, 349€) an einem guten Stereoverstärker (z.B. Rotel RA-04) besser. Auch die Bedienung von Sonos ist den integrierten Streaming-Lösungen eines AV-Receivers deutlich überlegen (Kein UPNP-Server benötigt, besseres Handling).

      Ich würde mir an Ihrer Stelle überlegen was der bessere Weg ist. Einziges Argument für einen AV-Receiver kann der Preis sein – wenn man z.B. insgesamt nicht mehr als 400€ ausgeben möchte. Dann hat man allerdings die klanglich hörbar schlechtere Lösung und zudem die deutlich schlechtere Bedienung – das sollten Sie sich mal im Fachhandel anschauen!

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